Ein Leben im Einklang mit der Natur

Hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen....na gut, fast so, hinter den vier Häusern in Finkenwerder, bei Wendisch Waren ,da liegt schön versteckt ein "Schloss ". Was mag da bloss los sein, fragten sich schon lange die" Ureinwohner " der Umgebung:

Manchmal hört man doch Getrommel , manchmal lautes Rufen, manchmal sieht man ein Feuer und und und...rätselhaft... Mit sich und der Natur im Reinen lebt seit 1993 hier Martin Rubeau, der sich in dieses Fleckchen verliebte und es kaufte.In mühevoller Kleinarbeit wurden das "Schloss", wie es im Volksmund immer noch heisst, und die Nebengebäude umgebaut und eingerichtet. In jedem Raum spürt der Besucher, mit wieviel Freude, Geschmack und Liebe zum Detail alles ausgestattet wurde. Jedes Zimmer strahlt Ruhe und Zufriedenheit aus. Finkenweder Hof soll ein Treffpunkt für Menschen werden, die in einer naturverbundenen Atmosphäre Zeit zum Entspannen und Besinnen finden, heisst es in dem Faltblatt über dieses Zentrum. Martin Rubeau vermietet das Gemeinschaftsgebäude an Gruppen,vermietet an Familien und Gruppen die Häuser "Sonne " und " Wiese". Zu den " Vermietungen" gehören Küchen , Bäder , Duschen und Schlafräume. Die einfache Einrichtung des Gemeinschaftsgebäudes ist auf Gruppenveranstaltungen eingestellt: Therapie, Yoga, Meditation, Fortbildung für soziale Berufe und spirituelle Workshops. Und immer ist bei Martin Rubeau ausgebucht!

Viele Therapeuten nutzten bisher mit ihren Gruppen dieses schöne Fleckchen , um Ruhe und Entspannung zu finden... und sie kommen alle gerne wieder. Kein Wunder...es ist hier einfach schön: Die Natur ist zum Greifen nah, man kann wandern, man kann sich kostenlos ein Rad leihen, man kann rudern, man kann "trommeln ", man kann auch mal laut schreien, man kann die Stille geniessen, man kann zu sich finden... Für das leibliche Wohl wird natürlich auch gesorgt. Frau Teetz aus Finkenwerder kocht "Hausmannskost" mit vielen guten Zutaten aus ihrem Garten,einfach köstlich. Feste Essenszeiten gibt es nicht, der Gast ist König, darf sich auch zu später Stunde noch am Kühlschrank bedienen und Mineralwasser bis zum Abwinken "schlubbern". Die Preise für die Vermietungen werden nicht verraten , nur so viel: Sie sind ein Geschenk ! Der Hausherr, Martin Rubeau , und seine Lebenspartnerin, Leela Haas, sorgen für eine zauberhafte Atmosphäre auf Finkenwerder Hof. Übrigens ist Martin Rubeau Diplom Psychologe, wird demnächst selbst praktizieren, und, was noch zu erwähnen wäre ist, dass Herr Rubeau ein aktiver Marathon-Läufer ist! Karin Mußfeldt

Die alte Linde

Die alte Linde in Woosten

----- Jeder in Woosten kennt eigentlich die alte dicke Linde,die dort am Dorfteich steht!

Wer hat sie nicht schon mal angefasst oder als Kind sich dahinter versteckt! Auch ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass es immer wieder schön war, an ihr langzugehn. Sowohl jetzt als auch frueher. Denn damals gabs in Woosten noch den Konsum. Ein ,zwei mal in der Woche gings mit der Oma einkaufen: Brot ,Butter,Milch usw.

Auf dem Rückweg nahmen wir dann immer den Weg durch den kleinen Park am Dorfteich. Manchmal war ich dann so frech und hab mich versteckt, Platz war ja genug! Einmal gings mir jedoch ganz anders, denn da hatte sich meine Oma dahinter versteckt. Was für ein Schreck!

Das war vor 17 Jahren vielleicht, jetzt am 16. Dezember war es dann soweit, die allseits bekannte und schon lange unter Naturschutz stehende Linde stürzte um!

Bereits seit einigen Jahren war sie von einem Pilz befallen, der langsam aber sicher ihre Borke und den dicken Stamm zerfrass! Leider!

Gegen 7 Uhr morgens stand sie wohl noch, bis sie dann beim Wind umkippte und auf die Strasse fiel.

Die Wooster Feuerwehr war sofort zur Stelle, ebenfalls Ralf Koch vom Naturschutz. Um neun Uhr war die Strasse jedoch wieder frei und die Linde zerlegt.

Ein trauriger Anblick-ein Stamm, viele Äste....

Wie alt war sie wohl, was mag sie schon alles gesehen haben? Tagelöhnerkinder aus der Gutsherrenzeit, die ersten Pioniere, alle Wooster Kinder - auch die ,die jetzt schon alt sind oder schon vor Jahren gestorben.

Nun ist ein kleines Stück Wooster Dorfgeschickte Vergangenheit. Aber wo etwas Altes geht, kommt meist etwas Neues nach, und vielleicht gibts ja bald wieder eine "Wooster Dorflinde". Und manchmal wird die dann genauso schön und alt wie "unsere alte" ... Wer weiss....

Der Aufsatz ist fertig, Frau Lehrerin

Für Karin Mußfeldt, Lehrerin in Dobbertin, ging ein Wunsch in Erfüllung: Sie traf noch einmal den Mann, der ihren Vater, Willi Mußfeldt, in der Woostener Dorfschule unterrichtete. Das war Ende der 20er Jahre. "Er war ein gelehriger, guter Schüler, ruhig und immer sachlich, genau wie sein Vater", sprudeln die
Erinnerungen aus Lehrer Lemke hervor. Karin Mußfeld staunt. Der greise Mann verblüfft sie weiter: "In der Klasse war doch auch der Ernst Gielow, der Spätzünder." Stimmt! Mit Namen und Vornamen zählt Walter Lemke die Kinder von damals auf, nennt ihre Stärken und Schwächen, rekonstruiert die Verwandschaftsverhältnisse. "Der Ernst Gielow, den habe ich einfach ein Jahr länger behalten, ließ ihn die achte Klasse nochmal machen, ohne erst den Schulrat zu fragen. Der war doch so kränklich, hatte noch keine Prozentrechnung gelernt." Willi Mußfeldt und Ernst Gielow sind tot.
Mit dem Schulsystem von heute ist der Schulmeister alten Stils so gar nicht einverstanden. "Hospitieren gehe ich heute auch nicht mehr", winkt er ab.
"Diese Rechtschreibreform und die Lehrpläne, ich will davon gar nichts hören und sehen. Die Erziehungsmethoden sind ihm zu sanft für diese wilde Zeit: "Wenn man dem ungehörigen Kind nicht mal einen kleinen Klaps geben darf! Mit dem Rohrstock, das wird ja heute alles übertrieben und entstellt
dargestellt." Karin Mußfeld, die moderne Lehrerin stimmt dem Jahrhundertzeugen in einem auf jeden Fall zu: "Die Menschen werden heute ja schon nervös geboren."
Walter Lemke liebt die Stille, findet Frieden und Tiefe in ihr. Für den Lärm der modernen Zeit hat er kein Verständnis: "Es muß nicht immer knallen, es muß nicht immer was los sein." In der SVZ hat er von einem Gospelkonzert in Kuppentin gelesen. Und er zitiert die aktuelle Zeitung: "...aber ich höre
lieber Bach, sagte der Pastor". Der Oberlehrer von damals verfolgt neugierig die Themen von heute. "Bei diesen Horrornachrichten, da zittern mir richtig die Hände." Als die Concord abstürzte, hatte er furchtbare Angst um seine Angehörigen, die auf Reisen waren. Die Medien betrachtet er kritisch: "Die
einen berichten, Milch ist gut, nächsten Tag heißt es, keine Milch trinken. Diese hin und her immer!" Wenn er seinen Neuanfang nach dem Krieg und die Zeit davor, in russischer Gefangenschaft mit den Werten von heute vergleicht, kommen Walter Lemke Zweifel am Zustand der Menschheit. Gewaltig fuchteln seine Hände: "Haben, haben, diese Bosheit, diese Gier! Und dann trotzdem weinen und jammern, jammern und weinen!" Da rutscht ihm auch schon mal ein russisches Wort raus, vor Aufregung. "Ich konnte nicht einfach zum Sozialamt gehen, als ich zurückkam und meine Frau sich einen anderen Ernährer gesucht hatte", erinnert er sich an seine schweren Jahre.

Während der 95-jährige erzählt, ruhen seine Hände friedlich auf dem Tisch, sitzt er stolz und aufrecht. Das unbarmherzige Jahrhundert konnten ihn nicht zerbrechen. Und plötzlich, zum Abschied, stimmt er ein Lied an: "Ein Jäger aus Kurpfalz, der reitet durch den grünen Wald ei wie es ihm gefällt...".

Walter Lemke lebt heute mit seiner Frau in einer Lübzer Neubauwohnung. Über dem Schreibtisch hängt seine letzte Jagdtrophäe. Frank Platte


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