Ein Grabstein in Woosten

Zu fast jedem Ort gibt es bei uns einen Friedhof. Hier ruhen sie, die, die uns etwas bedeutet haben. Oft trifft man auf dem Friedhof Leute, die das Grab ihrer Familie pflegen, man kommt ab und zu ins Gespräch.

Manchmal geht man allein in aller Ruhe von Grab zu Grab, erinnert sich an diesen und jenen. Zu jedem Stein, zu jeder Inschrift gibt es eine Geschichte, es steht ein Mensch dahinter, der einmal hier gelebt hat.

Viele Grabsteine sind inzwischen verschwunden, die Zeit war um; irgendwann ist ein anderer Stein da, ein anderer Name.

Seit ganz langer Zeit steht auf dem Friedhof in Woosten ein schöner alter und auch großer Stein.

Die Inschrift läßt erkennen, es war ein junger Mann, ein Leutnant,25 Jahre alt.

Seit 1904 steht dieser Stein.


Schon als Kinder haben wir hier verweilt und überlegt, wer es wohl war. Warum ist er so früh gestorben?

Immer und immer wieder zog es uns zu diesem Stein, auch zu anderen, die besonders waren, die es leider heute nicht mehr gibt.


In diesem Frühjahr wurde dieser Grab - Stein in einen Nacht - und Nebelaktion umgestoßen. Die Gießkannen des Friedhofes wurden hier und da hingeworfen, wer randaliert auf einem Friedhof, stört die Ruhe ?

Die Täter wurden nicht gefunden.

Aber, der Stein lag nun.


Auf einmal kamen wieder Gedanken, wer war der junge Leutnant , der hier auf dem Wooster Friedhof seine letzte Ruhe fand.

Hinweise gab die Chronik von Woosten und auch die Suche auf der Internetseite „ancestry“.Wer hier hinein sieht, kann viel über das Leben eines Dorfes erfahren. So konnte (und kann) ich mit Hilfe dieser Seite in die Kirchenbücher Mecklenburgs von 1876 bis 1918 sehen, kann auch in die Passagierlisten der Auswandererzeit sehen und noch viel mehr.

Bei der Suche nach Einträgen über meine Familienmitglieder stieß ich auch auf den Eintrag über den Tod von Friedrich Adolf Philippi.


Auf dem Grabstein steht:

Friedrich Adolf Philippi

Königl. Sächs. Leutnant zu Bautzen

Geb. zu Hohenkirchen, 4. Juni 1879

Gest. zu Woosten 17. Juli 1904


Ein Leutnant in Woosten ?

Zu dieser Zeit war Karl Ernst Theodor Sothmann Pastor in Woosten. (von 1893 bis 1912)

Seine Frau Johanna Friederike Pauline Emma, geb.Philippi. Der junge Leutnant war also zu Besuch bei seinen Verwandten, im Sommer 1904. An diesem Sonntag war er mit Freuden zum Schwimmen. Der Wooster See lockte zum Bade.


In der Goldberger Zeitung der damaligen Zeit heisst es dazu:

17. Juli (ein Sonntag)

Heute Morgen ertrank beim Baden im Wooster See der Leutnant Philippi des Königl. Sächsischen Inf. Regts. Nr 103 (Garnison Bautzen). Der 25 jährige Offizier weilte seit Freitag bei seinen Verwandten , der Pastorenfamilie in Woosten. Mit ihm zusammen badete der Sohn des dortigen Gutspächters und ein Volontär des Gutes.

Der Verunglückte war ein guter Schwimmer. Etwa 30 Meter von der Badestelle schrie er plötzlich auf und versank, jedenfalls vom Herzschlag gerührt. Die mit Lebensgefahr von den Begleitern angestellten Rettungsversuche mißlangen.

Die Leiche wurde erst nach mehrstündigem Suchen gefunden.

Der inzwischen von hier gerufene Arzt konnte nur noch den Tod konstatieren.


Der Eintrag im Wooster Kirchenbuch sagt aus, dass der junge Leutnant 25 Jahre, 1 Monat und 13 Tage wurde. Sein Vater war Dr. Ferdinand Philippi, Pastor zu Hohenkirchen. Seine Mutter Blanca, geb. Wedemeier.


Der Gabstein steht wieder und hat nun eine Geschichte, ein Gesicht.

km

in memoriam: Lothar Sommerfeld

Zum Leben gehört auch der Tod. So sagt man .....
Endlich, so Pastor Banek zu Beginn seiner Trauerrede in der Kirche zu
Woosten, können wir ihm seine letzte Ruhe bringen, nach fast einem
Jahr...

Ich denke an Lothar.

Viele Wooster und Wendisch Warener denken auch an diesen Tagen an ihn.
Er wurde 1945 in Goldberg geboren. Seine Mutter kam mit seinen Geschwistern durch die Flucht nach Woosten. Eine einfache und fleißige Frau, die ihre KInder allein groß zog. Lothar wuchs in Woosten auf, ging auch hier zur Schule und wurde später Maurer.
Er heiratete, die Familie bekam zwei Kinder. Aber oft zerbricht auch eine Ehe.
Lothar lebte allein. Nach der Wende war es schwer mit Arbeit.
Lothar klagte nicht, blieb sehr bescheiden, zurückhaltend. War immer hilfsbereit.
Es gab gute Freude an seiner Seite, die versuchten, ihm zu helfen.
Dann kam Krankheit dazu, dann der plötzliche Tod - im letzten Jahr, im
Juli.
Keine Anzeige in der Zeitung.
Die kleine Wohnung flugs ausgeräumt, alles weg, nichts blieb.
Fast ein Jahr war seine Urne über der Erde.
Nun endlich die würdevolle Beisetzung in der Kirche zu Woosten. In Anwesenheit vieler Freunde. Und zwei Vertretern des Amtes Goldberg.
Und eine genau passenden Grabrede von Pastor Christian Banek.
Wir werden den Lothar nicht vergessen.
km

Erinnerungen - Wege

Wege , Erinnerungen...


Ich bin ein waschechter Mecklenburger, 1949 geboren und auf dem Lande
aufgewachsen, in Woosten, damals Kreis Parchim.

In Woosten lebte ich mit Großeltern und Eltern.

Eigentlich bin ich am Wegesrand oder Feldrand aufgewachsen, denn ich wurde
immer mit auf den Acker genommen; meine Großeltern waren nach der
Bodenreform Einzelbauern.

So kenne ich meinen Heimatort sehr gut, liebe ihn noch heute, liebe dort
jeden Stein, jede Pflanze, jeden Baum und auch jeden Weg...

Ja, die Wege...

Mein Großvater hatte das Bodenreformland zurückgegeben, auch das Haus.

Später habe ich das Haus wieder gekauft.

Ich war lange im Schuldienst, Lehrerin für Biologie und Chemie.

Als nun Vorruhe und Ruhestand kamen, war ich wieder viel mehr in meinem
Heimatort...

Und nun fiel auch eher auf, was sich veränderte, leider nicht immer im Sinne
der Menschen, die hier leben.

Als ich mir die Flurkarte ansah ( Hauskauf ), merkte ich, dass die
verschwundenen Wege doch noch eingezeichnet waren.

In Woosten gab es einen Weg an der Haselnusshecke, der zu den Feldern
führte, ein historischer Weg, so meine ich.

Weg.

Es gab den bekannten Kirchsteig. ( zwischen Wendisch Waren und Woosten )

Weg.

Es gab einen Weg am Wald, der zu den Wiesen oder Weiden führte.

Weg.

Es gab einen kleinen Weg, der zu unserer Koppel führte.

Weg.

Aber, wie gesagt, die Wege sind auf den Flurkarten eingezeichnet, wurde auch
genutzt.

Nun geht das alles nicht mehr.

Sie wurden gekauft.

So einfach.

Obwohl es doch für den Landwirt genug Fläche gab.

Kann man so einfach die Wege kaufen und umpflügen; ich verstehe es wirklich
nicht. Sie hatten doch Bedeutung , habe etliche Bilder aus alten Zeiten, die
diese Wege noch zeigen

Landleben, Landleben...wo sollen die Kinder , so  wie wir einst mit dem Rad
fahren , wo sollen junge Leute mit den Kindern im Kinderwagen die Natur
erkunden...auf der Landstraße ?

Dort rasen leider die Autos , oft ohne Sinn und Verstand, durch , ob Katze
oder Hund oder Kind - oft ohne Rücksicht, viel zu schnell...

Landleben...

Mein Sohn wohnt nun in unserem Haus , er hat einen kleinen Sohn, 2 Jahre
alt...

Er soll die Wege nicht gehen ?

Soll nicht zu bekannten Haselhecke laufen können ?

Soll er nur in der Chronik vom Kirchsteig erfahren ?

Landleben...

Kann man für Geld heute alles haben ? Es macht traurig , macht sehr
nachdenklich...

Karin Mußfeldt

Dorffest in Woosten

Vom 30. August bis zum 1. September fand in Woosten das traditionelle
Dorffest statt. Eröffnet und eingeleitet wurde es am Abend des letzten Freitags in der Kirche zu Woosten.
Pastor Christian Banek und Anja Kube ( Vereinsvorsitzende ) begrüßten an diesem schönen Sommerabend  die vielen Gäste und luden zum Konzert ein. Jörg Schermer und Band waren gekommen, um ihre Musik zu Gehör zu bringen.
In Kuppentin waren sie bereits in der Kirche zu erleben, nun auch in der Wooster Dorfkirche. Wunderschöne Lieder , alle selbst geschrieben und vertont, erklangen an diesem Abend. Besinnlich, fröhlich und beschwingt -  so konnte man oft bei diesem oder jenem Lied seinen Gedanken freien Lauf lassen.
Da wurde von Johanna gesungen, einem Mädchen, das anders ist als wir, da gab es das Lied über den Großvater, der nicht mehr da ist, da wurde aber auch vom wichtigen Handy gesungen - und immer wieder ertappte man sich - ja, es stimmt. Querbeet, so könnte man sagen. Langer Applaus und Rufe nach Zugaben waren  Lob und große Anerkennung für Jörg Schermer und Band.


Nach der musikalischen Einstimmung wurde das Fest auf dem Sportplatz in Woosten fortgesetzt.Hier erwartete die Gäste ein loderndes Feuer, das die Feuerwehr in Gang gebracht hatte.Natrürlich gab auch Musik, Deftiges und Flüssiges. Bis in die Nacht hinein wurde schon tüchtig gefeiert - und man konnte ein Feuerwerk bewundern.


Am Sonnabend startete der Festumzug von Wendisch Waren aus nach Woosten.
Zahlreiche bunt und herbstlich geschmückte Fahrzeuge tuckerten zur Festwiese, reihten sich dort auf. Inzwischen duftete es im Festzelt schon nach Kaffee.Hier konnte man sich gut mit selbstgebackenen Torten und Kuchen stärken. Wer es deftiger mochte, konnte schon mal Bock - oder Bratwurst essen.
Gegen 15 Uhr wurde es richtig " lebendig " im Zelt, denn die Dobbertiner Trommelgruppe legte mächtig ins Zeug und zeigte ihr Können. Bunte Tänze und der Auftritt von Tina als Tanzmariechen vervollständigten das schöne Programm.
Auf der Festwiese luden zahlreiche Stände zum Verweilen oder auch Betätigen ein - wie z. B. Kinderschminken , Hüpfburg, kleine Wettläufe und anderes mehr.
Wie immer erfreuten sich alle Gäste an der Tombola.Hier gab es sehr viele Preise zu erwerben. Besonders schön waren sicherlich die zahlreichen Begegnungen an diesem Fest. Viele Besucher waren von weit her gekommen, um hier Bekannte oder Freunde zu treffen, man klönte über Dies und Das.


Am Abend wurde im Festzelt das Tanzbein ordentlich geschwungen. Bei flotter Musik ging das Feiern bis in die Nacht hinein. Die " Hupfdohlen " schwunkten die Gäste richtig ein und ernteten reichlich Applaus.


Der Sonntag begann dann in Woosten mit Sport und ein Vortrag von Wolfgang Mewes über die Kraniche am Abend im Dorfgemeinschaftshaus rundete das schöne Fest am Abend  ab.
Ein Danke all den fleißigen Organisatoren, Helfern und auch Sponsoren.
km
Foto - Jörg Schermer und Band in der Wooster Kirche


Copyright © 2000–2024